Wenn Menschen ihren Blick auf die ersten Lebensgemeinschaften der Erde richten, können sie viel lernen. Diese Bakterienkolonien begannen bereits vor rund dreieinhalb Milliarden Jahren damit, fein geschichtete Sedimentgesteine aus Kalk zu schaffen, sogenannte Stromatolithe. Die fossilen Überreste erinnern äußerlich häufig an Blumenkohl. Tatsächlich handelte es sich um erste Ökosysteme. Die diversen Bakterienarten koexistierten nicht nur, sondern kooperierten auch miteinander. Die komplexen und anpassungsfähigen Strukturen der Stromatolithe erlaubten es ihnen, den feindlichen Bedingungen der Umwelt zu trotzen.
Die Initiative »Primordial Cities« des international bekannten Philosophen und Konzeptkünstlers Jonathan Keats orientiert sich an diesem Vorbild. Unterstützt von wissenschaftlicher Methodik untersucht »Primordial Cities« die Idee, Städte angesichts der durch den Klimawandel verursachten Belastungen jederzeit voll funktionsfähig zu halten. Auf Grundlage des Konzepts der Paläobiomimikry – der Biomimesis urzeitlicher Lebensformen – entwickelt Keats ultra-resiliente Formen von Architektur und Infrastruktur. Diese sind inspiriert von den strukturellen, organisatorischen und metabolischen Innovationen der Stromatolithen-Lebensräume.
Die architektonische Vision des Projekts soll dazu anregen, über mögliche Zukunftsszenarien nachzudenken und gleichzeitig eine Kultur der phantasievollen Planung fördern. »Primordial Cities« entsteht im Rahmen des Fraunhofer »Artist in Lab«-Programms am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP. Es wird von Prof. Gunnar Grün, dem Leiter der Abteilung Energieeffizienz und Raumklima, begleitet. Das Fraunhofer IBP ergänzt die philosophischen Ansätze von Keats durch reale technologische Entwicklungen, beispielsweise durch die Konstruktion besonders anpassungsfähiger Gebäude.