»Prototypen des kleinsten gemeinsamen Nenners«: Designerische Modellpraxis zur Exploration von Zielkonflikten der Energiewende

© Judith Schanz | Rolf Brändle

Designschaffende benutzen in ihren Prozessen eine Vielzahl an Modellen. Dies können unter anderem frühe Mock-Ups zum schnellen räumlichen Skizzieren, Prototypen zum finalen Testen, spielerische Toolkits zur Ideation, Demonstratoren, didaktische Modelle oder auch Objekte des spekulativen Designs sein. Das »Designer in Lab«-Projekt von Rolf Brändle erkundete zusammen mit Sabrina Schreiner, Jürgen Bertling und Julia Krayer vom Fraunhofer UMSICHT die Möglichkeiten, die diese Modellpraktiken in Forschungsprozessen über die übliche Anwendung in der Produktentwicklung hinaus bieten. An konkreten Praxisbeispielen wurde erprobt, ob die bekannten Modellpraktiken nicht nur zur Entwicklung von Form und Funktion dienen, sondern auch in Entscheidungs-, Analyse- oder Transferprozessen Vorteile bieten.

Das »Designer in Lab«-Projekt erprobte damit direkt in der Praxis, welche Rolle physisch gestaltete Modelle in transdisziplinären Prozessen spielen können. Dabei wurde sowohl an die Forschung zu partizipativen Formaten, Technologietransfer und Wissenschaftskommunikation des Fraunhofer UMSICHT angeknüpft als auch die bei Designer*innen vorhandene Expertise für physische Modelle reflektiert. (Text: Rolf Brändle)

© Markus Jürgens / Fraunhofer
Rolf Brändle (»Designer in Lab« 2023) und Sabina Schreiner (Fraunhofer UMSICHT) auf dem »Festival der Zukunft« 2024

Rolf Brändle – Feedback zur Residenz:

»Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte, an dem Designer in Lab Programm teilzunehmen und denke, dass in diesem Format insbesondere auch für andere Designpromovierende viel Potential liegt.

Die Ursprungsidee, die designerische Modellpraktiken auf ein scheinbar abstraktes Thema wie die Zielkonflikte der Energiewende anzuwenden, hat super funktioniert und die Zusammenarbeit mit Sabrina Schreiner vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT war auch sehr angenehm.

Ich habe neben den konkreten inhaltlichen Punkten, die wir an den Modellen zur Energiewende diskutiert haben, auch viel für meine Promotion über Modelle mitgenommen. Dazu waren die Interviews, die Sabrina mit Kolleginnen aus unterschiedlichen Abteilungen des Fraunhofer UMSICHT organisiert hatte, sehr spannend. Ebenso waren es aber auch die kleine Beobachtungen, wie ganz unterschiedliche Personen mit dem Workshopmodell umgegangen sind. Ich habe jeweils vor und nach den Workshops das Modell fotografiert und zu den Modellen Gedächtnisprotokolle verfasst. Davon werde ich sicherlich noch einiges für meine Promotion auswerten können. Sabrina und ich haben ins Auge gefasst zu einer passenden Konferenz oder für ein Journal, unser Projekt nochmal entsprechend zu verschriftlichen. Dabei sind sowohl die gefundenen Inhalte, als auch die generelle methodische Herangehensweise interessant. Insgesamt habe ich die Residenz als geschützten Freiraum mit viel Unterstützung und  Interesse der beteiligen Personen erlebt.«

Modelle, Prototypen, Szenarien

© Rolf Brändle

Im Projekt nutzte Rolf Brändle verschiedene Modellpraktiken, um Zielkonflikte der Energiewende ausfindig zu machen, mit verschiedenen Akteur*innen auszuhandeln und möglicherweise gemeinsam einen Prototypen eines kleinsten gemeinsamen Nenners zu bauen. In Synergie mit aktuellen Forschungsprojekten beim Fraunhofer UMSICHT entstand so Toolkits für Workshops, didaktische Modelle, frühe Prototypen oder fiktive zukünftige Objekte.

Mit den entstehenden Modellen konnten nicht nur Zielkonflikte aufgezeigt werden, sondern auch verschiedene Akteur*innen am Modell zusammengebracht werden. An den konkreten Situationen und Szenarien, die Modelle bildeten, lassten sich über fachsprachliche Grenzen hinaus Zielkonflikte diskutieren, eigene Perspektiven vermitteln und gemeinsam Lösungen suchen.

Szenario A
© Rolf Brändle
© Rolf Brändle
© Rolf Brändle
Szenario B
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© Rolf Brändle
Szenario C
© Rolf Brändle
© Rolf Brändle
© Rolf Brändle

Timeline

27.-30. Juni 2024:

 

»Festival der Zukunft«

»Prompts an die Kollektive Intelligenz der klügsten Köpfe aus Technologie, Wissenschaft und Kunst«

Das Projekt »Prototypen des kleinsten gemeinsamen Nenners« wurde im Rahmen des »Festival der Zukunft« im Deutschen Museum in München ausgestellt. Das Forschungstandem war auch vor Ort dabei und stellte das Projekt in vielen persönlichen Gesprächen und drei Führungen ausführlich vor. Dabei wurden innovative Lösungsansätze für gesellschaftliche Konflikte rund um die Energiewende aufgedeckt und gemeinsam diskutiert. 

Ein Diskurs zur unterschiedlichen Herangehensweise an Audio und Akustik aus der Sicht der Wissenschaft und aus Sicht der Kunst.

TALK: »Kleinster gemeinsamer Nenner«: Wie Konflikte der Energiewende gelöst werden können

In diesem Vortrag diskutierten Designer Rolf Brändle und Wissenschaftlerin Sabrina Schreiben (Fraunhofer UMSICHT), wie solche Modelle den Dialog zwischen verschiedenen Gruppen fördern und helfen kann, gemeinsame Wege zu einer nachhaltigen Zukunft zu entwickeln.