Bei der industriellen Verarbeitung von Früchten und Gemüse zu Saft entstehen riesige Mengen eines weiteren Stoffs, dessen Potenzial kaum wahrgenommen wird: Trester.
Diese beim Auspressen anfallenden Rückstände durchlaufen – zumindest theoretisch – schon einen natürlichen Kreislauf und finden sich später vor allem in der Biogasanlage, zur Pektingewinnung oder als Tierfutter wieder. Ihre eigentlich möglichen Qualitäten werden dabei aber nicht im Geringsten ausgeschöpft. Deutschland als Weltmeister im Apfelsaft trinken, produziert eine besonders große Menge an Apfelsafttrester – bis zu 200.000t pro Jahr – und bietet somit eine regional abrufbare Rohstoffgrundlage.
A Matter of Fruit widmet sich der Entwicklung von Verfahren um Trester in u.a. biologisch abbaubare Folien umzuwandeln, die als Alternativen zu synthetischem Material genutzt werden können. Optisch und charakteristisch kann es je nach Dicke zwischen Papier, Plastik oder Leder eingeordnet werden und gibt Potential für unterschiedliche Einsatzbereiche – von der Innenraumgestaltung bis hin zum Lederersatz.
Ergänzend zu den Folien wurde eine Druckpaste aus Apfeltrester entwickelt, die die Gestaltungsmöglichkeiten und Einsatzgebiete des Materials zusätzlich erweitern. Tests haben gezeigt, dass sich das Material hervorragend zum Lasercutten und Gravieren eignet. Aufgrund seiner Schmelzbarkeit lässt sich das Material verschweißen oder in Form pressen und beispielsweise am Ende des ersten Nutzungszyklus in einen Pflanztopf verwandeln, welcher sich nach dem Eintopfen in die Erde biologisch zersetzt. Somit wird der natürliche Tresterkreislauf erweitert, wobei das Material am Ende der Nutzung in den biologischen Zyklus zurückgeführt werden kann.
Bei der Entwicklung des Materials war es wichtig, so wenig Zusatzstoffe wie möglich zu verwenden – und Grenzen zu testen: Wie können bestimmte Eigenschaften allein durch unterschiedliche Verarbeitungsmethoden entwickelt werden? So erweitern verschiedene Prozesstechniken des Tresters den Gestaltungsspielraum und beeinflusst am Ende die Haptik und Transluzenz des Materials: von glatt bis rau, von transparent bis opak, bedruckt, geformt, verschweißt – eine Vielzahl von Designs sind möglich, ohne die Monomaterialität zu verlieren. (Text: Verena Brom)