Zukunftsvorstellungen in Form von Visionen, Szenarien, Utopien oder Dystopien sind weit mehr als bloßes Faszinosum. Als elementarer Bestandteil wissenschaftlicher Ideengeschichte bergen sie vielfältige Wissensressourcen. Ein Weg sich möglichen Zukünften als Wissensressourcen anzunähern, besteht darin, die in einer Gesellschaft bereits bestehenden Vorstellungen von Zukunft zu untersuchen. Solche Vorstellungen liegen nicht nur in Form wissenschaftlicher oder technischer Überlegungen vor, sondern werden auch in fiktionalen Medien entworfen und verbreitet. Auch wenn es kein sicheres Wissen über die Zukunft geben kann, erhält diese Form des spekulativen Orientierungswissens angesichts einer ungewissen Zukunft eine hohe Wichtigkeit. In den letzten Jahren halten demnach zunehmend Ansätze des spekulativen Designs Einzug in die Zukunftsforschung. Sie bieten in Zeiten einer modernen Wissensgesellschaft ein neues Medium der Kommunikation und Werkzeug für produktive Zukunftsdiskurse.
Vor diesem Hintergrund geht das Forschungsprojekt in Kooperation mit dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig im Rahmen der Ausstellung »ZUKÜNFTE: Material und Design von Morgen« (November 2024 - August 2025) der Frage nach, wie spekulatives Design das transformative Potenzial von Reststoffen und Abfällen aus der landwirtschaftlichen Produktion für das Zukunftsfeld der biobasierten Wertschöpfung nutzbar machen können. Ziel ist es, im Rahmen von methodisch angeleiteten Design-Workshops mit Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Design ungenutzte Ressourcen zu erkennen, Rezepturen für alternative Material- und Produktkonzepte zu entwickeln und damit Zukunftswissen für die biobasierte Wertschöpfung zu erschließen.