»HYBRIS« - Kunst gegen den Klimawandel

© Yana Zschiedrich
Der Baustoff Styropor wird von Mehlwürmern zersetzt. Dazu lässt die Künstlerin die Mehlwürmer entlang von Schablonen fressen, wobei Reliefs entstehen.

Die Künstlerin Yana Zschiedrich lässt in ihrer Installation »HYBRIS« den Baustoff Styrpor von Mehlwürmern zersetzen. Dazu lässt sie die Mehlwürmer entlang von Schablonen fressen, wobei künstlerische Reliefs entstehen.

Forschende der Wissenschaft fanden heraus, dass der Darm von Mehlwürmern von Bakterien besiedelt ist, welche in der Lage sind, Polystyrol aufzuschließen. Die Ausscheidungen der Mehlwürmer sind dadurch auch nach dem Verzehr von Polystyrolen biologisch abbaubare Substanz. Das industriell gefertigte Plattenmaterial mit einer geschätzten Halbwertszeit von 5.000 Jahren wird so dank der gefräßigen Larven zu einer Art ephemeren Masse, deren Zersetzungsprozess um Tausende von Jahren beschleunigt wird. Diese besondere Fähigkeit der Mehlwürmer, umweltkritisches Material in organische Substanz zu verwandeln, nutzt Yana Zschiedrich für ihr Kunstprojekt. Seit 2019 forscht Yana Zschiedrich an diesem Projekt und entwarf unter anderem eine halb automatisierte Zuchtstation, in der die Larven unter optimalen Bedingungen fressen und so Reliefs produzieren können.

In der zweiten Phase des Projekts arbeiten die Künstlerin Yana Ziedrisch und Dr. Volker Thome der Abteilung Mineralische Werkstoffe und Baustoffrecycling vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP mit den Ausscheidungen, die bei dem Fraßprozess an den Reliefs anfallen. Diese werden gesammelt, um sie anschließend als Baustoff für themenspezifische Skulpturen zu verwenden. Zusammen möchten der Wissenschaftler und die Künstlerin ein Material kreieren, welches aus recycelten Bauschutt-Komponenten bestehen wird und einen neuartigen Baustoff darstellen soll. Durch den Einsatz von Mehlwurm-Ausscheidungen wollen sie aus Abfällen aus porösem Styrodurplatten einen massiven Baustoff mit hoher Druckfestigkeit entwickeln. Aus diesem Baustoff wird Yana Zschiedrich ihre Skulpturen fertigen. Die Aufbereitung eines problematischen Dämmstoffs, welcher kaum recycelbar ist, soll so dem Müllkreislauf entnommen und sowohl in den Kunstmarkt als auch in den Baustoffkreislauf ein- bzw. zurückgeführt werden. (Text: Yana Zschiedrich)

© Markus Jürgens / Fraunhofer
Yana Zschiedrich auf dem »Festival der Zukunft« 2023

Yana Zschiedrich – Feedback zur Residenz:

»Die Kooperation mit dem Fraunhofer IBP im Rahmen des »Artist in Lab« Programms des Fraunhofer WKD war eine echte Bereicherung für meine künstlerische Arbeit.

Ganz besonders hat mir die finanzielle Starthilfe geholfen, das Projekt von der Idee in die Realität umzusetzen. Ohne diese Unterstützung wäre es ziemlich schwierig gewesen, meine Pläne in die Tat umzusetzen, und dafür bin ich dankbar.

Was mir besonders gut gefallen hat, war die fachkundige Beratung, die ich während unserer Zusammenarbeit erhalten habe. Das hat mir geholfen, meine Arbeitsweise zu optimieren und effizienter zu gestalten. Und die Tatsache, dass ich direkt auf das Wissen von Forschenden zugreifen konnte, hat nicht nur Zeit gespart, sondern auch die Qualität meiner Ergebnisse deutlich verbessert.

Die Zusammenarbeit mit einem renommierten Institut wie dem Fraunhofer IBP hat meine Reputation als Künstlerin gestärkt und mir neue Türen für zukünftige Fördermöglichkeiten geöffnet. Die Anerkennung, die ich durch diese Zusammenarbeit erhalten habe, ist eine tolle Referenz für meine künstlerische Karriere. Ein Highlight war die Ausstellung auf dem »Festival der Zukunft«. Dort hatte ich die Möglichkeit, wertvolle Kontakte zu knüpfen.«

Timeline

September 2024

 

»WIRKMÄCHTIG Culture4Climate Preis 2024«

Prompts an die Kollektive Intelligenz!

Der »Culture4Climate Preis« zeichnet Projekte aus, die durch kulturelle und kreative Ansätze einen positiven Einfluss auf den Klimaschutz haben. Diese Auszeichnung würdigte Zschiedrichs Engagement für Nachhaltigkeit und Innovation im Bereich der umweltfreundlichen Materialien.

Ab Mai 2024 

 

Ausstellung im »Futurium«

Aufbauend auf die Untersuchungen und ersten Versuche des Fraunhofer IBP entwickelte Yana Zschiedrich eine Rezeptur namens »Geobris«, deren Konsistenz für das Gießverfahren geeignet ist. Diese Rezeptur ermöglichte es, expandiertes Polystyrol in biologisch abbaubare Materialien umzuwandeln, die als nachhaltiger Ersatz für herkömmliche Baumaterialien dienen können. Das Futurium bot eine Plattform, um diese innovativen Methoden und ihre praktischen Anwendungen einem breiten Publikum im Rahmen des Themenjahrs 2024 »Schätze der Zukunft« zu präsentieren.

Themenjahr Rohstoffe: Ausstellung »Schätze der Zukunft«

Prompts an die Kollektive Intelligenz!

Prompts an die Kollektive Intelligenz!

Die Artist Residency Schloss Balmoral 2024

2024 wurde die Künstlerin Yana Zschiedrich mit einem Stipendium der renommierten Künstlerresidenz Balmoral ausgezeichnet. Dieses Projektstipendium ermöglichte es ihr, sich intensiv mit »HYBRIS« zu beschäftigen und neue kreative Ansätze zu entwickeln.

Prompts an die Kollektive Intelligenz!

6.-8. Juli 2023

 

»Festival der Zukunft«

Prompts an die Kollektive Intelligenz!

Das Projekt »HYBRIS« wurde im Rahmen des »Festival der Zukunft« 2023 im Deutschen Museum in München ausgestellt. Die Installation beschäftigte sich unter anderem mit der Verurteilung der Natur durch die Verbreitung eines menschenzentrierten Weltbildes und den Versuchen des Menschen, den daraus folgenden Auswirkungen zu entgehen, und untersuchte, wie Architektur durch politische Interessen geprägt wird und welche Auswirkungen dies auf Design, Gesellschaft, menschliche Psyche und Ökosystem haben kann.

Ein Diskurs zur unterschiedlichen Herangehensweise an Audio und Akustik aus der Sicht der Wissenschaft und aus Sicht der Kunst.

TALK: Art against Climate Change

In diesem Vortrag diskutierten Künstlerin Yana Zschiedrich und Wolfgang Kerler (1E9), wie Kunst den Klimawandel bekämpfen kann.